Eine hervorragende Anwendungsmöglichkeit von Blockchains besteht darin, digitale Stempel zu setzen. Man kann sich dies wie ein digitales Notariat vorstellen, doch im Gegensatz zu klassischen Notariaten benötigt man keine vertrauenswürdige dritte Partei. Die Blockchain selbst bietet sämtliche Eigenschaften einer zuverlässigen dritten Partei: sie erleichtert sichere Online-Transaktionen; es handelt sich dabei um ein dezentrales, verteiltes Netzwerk, auf dem einmal getätigte Transaktionen nachträglich nicht mehr verändert werden können. Transaktionen lassen sich so von den Beteiligten auf kostengünstige Weise überprüfen und nachvollziehen.
Eine Datei auf der Blockchain mit einem Stempel zu versehen, dient als Nachweis, dass ein Dokument zu einem bestimmten Zeitpunkt existiert hat. Hat der Benutzer das Dokument vor dem Stempeln signiert, kann er unwiderlegbar geltend machen, dass das Dokument zum Zeitpunkt des Stempelns in seinem Besitz war.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass man den Ursprung, das Datum, die Authentizität und Integrität des Dokuments belegen kann, ohne dessen Inhalt zugänglich zu machen.
Nehmen wir zum Beispiel Bob, der an seinem Computer eine neue Melodie komponiert. Nachdem er das Dokument abgespeichert hat, erstellt eine kleine Anwendung automatisch einen digital signierten Zeitstempel auf der Bitcoin Blockchain. Sein Bekannter Chuck besucht ihn einige Tage später und hört sich die neue Melodie an. Unglücklicherweise ist Chuck ebenfalls Musiker, allerdings nicht sonderlich talentiert und gegenwärtig alles andere als kreativ. Er entschließt sich folglich, das Lied von Bob zu stehlen. Einige Wochen später veröffentlicht Chuck „seinen“ neuen Song.
Ist die über die Blockchain gestempelte Melodie tatsächlich ein eigenes, authentisches, nicht plagiiertes und nicht kopiertes, vom Nutzer selbst geschaffenes Werk und existiert keine andere, frühere öffentliche Erklärung über den gestempelten Inhalt, dann ist Bob in einer sehr starken Position, ebenfalls die Urheberschaft an dem Werk zu beanspruchen.
Der in der Blockchain gespeicherte Zeitstempel lässt sich verwenden, um beliebige Mediendateien zu beglaubigen, seien es ASCII-Texte, PDF-Dateien, Microsoft Word (DOC, DOCX), Bilddateien (TIFF, JPEG usw.), Tabellenkalkulationen (XLS, XLSX), Zeichnungen (CAD), mit jeglicher Art von Inhalten wie z. B. Verträgen, Fotos, Literatur, Zeichnungen, Büchern, Gedichten usw. Er lässt sich sowohl für die digitale Zuschreibung verwenden, wie auch als Existenznachweis, Kenntnisnachweis, Integritäts- und Echtheitsnachweis.
Das Stempeln ist vollständig dezentralisiert (wie auch die Blockchain selbst), folglich wird keine dritte Partei oder ein zentralisierter Dienstanbieter benötigt, wenn ein Benutzer zu einem zukünftigen Zeitpunkt die Zertifizierung des Dokuments nachweisen möchte. Der Benutzer kann die Beglaubigung des Dokuments durch einen Verweis auf den jeweiligen Abdruck (Hash) des Dokuments belegen, der auf der öffentlich verfügbaren Blockchain gespeichert ist.