Digitale Währungen

von Titusz Pan

Wenn wir an Geld denken, stellen wir uns gewöhnlich Stapel von Münzen oder Banknoten vor. Tatsächlich ist der Großteil unseres Geldes aber bereits seit einiger Zeit nur noch digital vorhanden. Wenn wir unsere Kreditkarten benutzen, Banküberweisungen machen oder über Paypal bezahlen, benutzen wir die digitalen Zahlungssysteme großer Konzerne, um Geld zu übermitteln. Hinter den Kulissen ist dieses Geld nichts weiter als Einträge des Besitzanspruchs in Datenbanken, die von unseren Banken kontrolliert werden. Die Grundausstattung dieses Geldes wird von den Zentralbanken ausgegeben, die gemeinhin unabhängig von der Exekutive sind. Der überwiegende Teil unseres Geldes wird von Banken im Rahmen des Mindestreserve-Bankwesens selbst erzeugt.

Seit einigen Jahren stehen uns nun neue und sehr unterschiedliche Arten von digitalen Währungen zur Verfügung. Diese neuartigen digitalen Währungen werden auch Krypto-Währungen oder virtuelle Währungen genannt. Die Motivation, diese neuen, dezentralen Währungen zu erschaffen, hat letztendlich zur Erfindung der Blockchain-Technologie geführt.

Der Aufstieg digitaler Währungen begann mit dem Erzeugen des ersten Datenblocks der Bitcoin Blockchain. Dieser sogenannte Genesis-Block wurde im Januar 2009 erzeugt und enthält die folgende verschlüsselte Nachricht als Verweis auf einen Artikel auf der Titelseite der „Times“:

Die Times am 3. Jan. 2009: Schatzkanzler steht kurz vor zweiter Bankenrettung

2017 hat Bitcoin bereits Geschichte gemacht. Originalexemplare der Zeitungsausgabe, auf die der erste Bitcoin-Block verweist, werden unter Liebhabern als Rarität zu Preisen von über 10.000 USD gehandelt. Hunderte weiterer digitaler Währungen (altcoins) sind als Bitcoin-Nebenprodukt entstanden. Sie können weltweit mittels hunderter von Börsen gegeneinander sowie in alle großen traditionellen Fiat-Währungen eingetauscht werden – und das vierundzwanzig Stunden am Tag. Die Gesamt-Markkapitalisierung dieser Währungen liegt gegenwärtig bei 63.384.000.000,- USD (Stand 18. Mai 2017) und steigt rasant. Immer neue dedizierte Hardware und spezielles Zubehör erscheint auf dem Markt. Sie sind eigens dafür ausgelegt, digitale Währungen auf sichere Art und Weise zu verwalten. Digitale Währungen sind zwar noch weit davon entfernt, von der breiten Masse angenommen zu werden, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine oder mehrere von ihnen ein wichtiges Mittel zur Übertragung von Werten über das Internet wird.

Digitale Währungen sind die im Internet beheimatete Antwort auf die Herausforderung, vertrauenswürdig und direkt Werte ohne einen Mittelsmann zu transferieren. Sie unterscheiden sich von traditionellem Geld in vielerlei und grundsätzlicher Hinsicht. Sie werden nicht von Zentralbanken ausgegeben oder kontrolliert. Stattdessen werden sie von Computernetzwerken ausgegeben, und zwar gemäß öffentlich bekannt gemachten, vordefinierten, transparenten und mathematisch verbürgten Regeln. Vergleichbar mit Banknoten oder Münzen, haben die Besitzer vollständige Kontrolle darüber, was mit ihrem Geld geschieht. Transaktionen zwischen zwei Parteien können durch Dritte nicht rückgängig gemacht oder unterbunden werden. Digitale Währungen werden von dezentralen Communitys und durch freiwillige Teilnahme verwaltet.

Verglichen mit der Größe unserer globalen Finanzmärkte haben diese neuen Währungen noch einen verschwindend geringen prozentualen Anteil. Zwar sind sie in den meisten Ländern legal, derzeit aber hochgradig spekulativ, nicht wertbeständig und von regulatorischer Ungewissheit umgeben. Spekulanten wetten auf Digitalwährungen und sehen in ihnen einen sicheren Hafen, der mit unseren traditionellen Finanzsystemen in keinem Zusammenhang steht.

Die wesentliche Einsicht, die sich aus der jungen Geschichte der digitalen Währungen ziehen lässt, besteht darin, dass die Internet-Community den Gedanken aufzugreifen beginnt, dass eine Währung nichts weiter ist als das Treffen einer Entscheidung – eine Abmachung zwischen Menschen. Eine Abmachung lässt sich mittels freiwilliger, dezentraler Konsenssysteme (Blockchains) besiegeln. Die Community handelt aufgrund dieser Einsicht – unabhängig von Banken und Institutionen. Und mittlerweile hat sie sich bewiesen, dass Digitalwährungen funktionieren können wie „echtes“ Geld, das reale Werte repräsentiert und überträgt. Bisher hat sich dies bei Weitem reibungsloser gestaltet, als von Henry Ford vorausgesehen:

Nur gut, dass die Menschen des Landes unser Banken- und Geldsystem nicht verstehen, denn würden sie es verstehen, gäbe es, glaube ich, noch vor morgen früh eine Revolution. (Henry Ford)

Traditionelles Bankengeld hat nie wirklich zu der Dynamik des Internet aufgeschlossen und es ist ihm nicht gelungen, ein einheimischer Internet-Bürger zu werden. Jeder kann in Sekunden eine Email um die ganze Welt schicken. Warum muss es also so teuer und kompliziert sein, Geld zu verschicken? Warum ist es nicht möglich, kostengünstig und auf einfache Weise kleine und kleinste Geldbeträge direkt über das Internet an einen anderen Empfänger zu senden? Dass dies nicht möglich ist, mag einer der Gründe sein, warum sich viele Internet-Geschäftsmodelle über Werbung finanzieren müssen sowie über das exzessive Sammeln von Benutzerdaten. Digitale Währungen versprechen Schluss zu machen mit der Ineffizienz und den Sicherheitsproblemen unserer Bankensysteme und verändern die Art und Weise, wie wir Werte miteinander austauschen.

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