Google DNI Veranstaltung in Amsterdam

Am 6. Juli richtete Google in Amsterdam eine Veranstaltung anlässlich seines DNI Innovation Fund aus. Bei dieser Gelegenheit stellte der Konzern den DNI Innovation Fund Report vor und bot Gelegenheit, die Erkenntnisse aus den ersten beiden DNI-Finanzierungsrunden zu präsentieren.

Teil des Veranstaltungsprogramms waren Keynotes von Lydia Polgreen, die ihre Erfahrungen mit Veränderungen und Innovation aus ihrer Sicht als Chefredakteurin der Huffpost teilte, sowie von Softwareingenieurin Annie Chen, die über die Entstehungsgeschichte der Gmail-Funktion „Priority Inbox“ sprach. In einem Interview mit Madhav Chinnappa, Googles Director of Strategic Relations, News & Publishers, gab Jimmy Wales Einblick in seine Erfahrungen aus der Gründung von Wikipedia und seinem neuen Nachrichtenunternehmen Wikitribune.

Vertreter von Projekten, die Fördergelder erhielten – die Themenbereiche erstreckten sich von Künstlicher Intelligenz über Datenjournalismus bis hin zu Virtual Reality und Blockchain-Technologie – hielten Fachvorträge, in denen sie die Besucher über ihre Projekte informierten. Das Content-Blockchain-Projekt gehörte zu den aktiven Teilnehmern, und die Präsentation unseres Ansatzes wurde mit großem Interesse aufgenommen. Da zahlreiche Vertreter von Zeitungsverlagen aus ganz Europa anwesend waren, konnten wir unser Verständnis über deren Bedürfnisse und der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, verbessern. Viele Fragen konzentrierten sich auf die Realisierbarkeit gewisser von den Teilnehmern angedachter Anwendungsszenarien, sowie auf das Potential und die Grenzen der Blockchain-Technologie hinsichtlich der Vermeidung von Piraterie.

Hier einige Auszüge aus unserer Präsentation auf der Veranstaltung:

Die Blockchain-Technologie

Die Blockchain lässt sich als dezentrales Register verstehen, das gleichzeitig auf einer großen Zahl von Computern geführt wird. Eine wesentliche Eigenschaft ist, dass jeder die Daten lesen kann, die in dieses Register geschrieben werden, und dass jeder einen Eintrag hinzufügen kann. Bei den meisten bestehenden Blockchains können Einträge und Transaktionen (die Übermittlung von Geld an eine andere Person) innerhalb des Netzwerkes in nur wenigen Minuten und zu sehr geringen Gebühren vorgenommen werden.

Einige Blockchain-Protokolle erlauben komplexere Vorgänge als das bloße Übertragen von Geld. Sie können sogar Programme ausführen, die an Bedingungen geknüpft sind, wie zum Beispiel WENN ein bestimmter Betrag an eine bestimmte Wallet übertragen wird, DANN wird das Programm auf der Blockchain – das heißt auf jedem Computer, der Bestandteil des Netzwerks ist – eine vorab festgelegte Aktion, wie zum Beispiel die Ausgabe eines Zertifikats an eine bestimmte Partei oder jede andere denkbare Aktion, ausführen. Diese Programme werden auch Smart Contracts genannt. Sie könnten – im Rahmen unseres Projekts – dazu verwendet werden, Lizenzen für die Nutzung von Inhalten zu erteilen, nachdem eine gewisse Zahlung erfolgt ist.

Vorteile, die sich aus der Vereinfachung ergeben

Kennungen sind für die Distribution von Inhalten unerlässlich. Bücher haben die ISBN, Zeitschriften haben die ISSN, akademische Publikationen haben DOIs und so weiter. Es gibt jedoch keine standardisierte Kennung für Nachrichteninhalte, und man findet online eine Menge Inhalte, für die keinerlei Urhebernachweise oder Nutzungsbedingungen vorliegen.

Wir entwickeln einen Prototyp für die Identifikation und Handhabung von Inhalten, die nicht standardisiert oder ohne Weiteres zu kategorisieren sind. Dies beinhaltet die Möglichkeit der Zweit- oder Drittverwertung am Markt. Das Content-Blockchain-Projekt wird es Verlagen und Kunden ermöglichen, digitale Inhalte leichter und auf neuen Wegen zu verkaufen und weiterzuverkaufen.

Wir erstellen einen technischen, juristischen und strategischen Prototyp, der sich auf unterschiedliche Geschäftsmodelle anwenden lässt. Der wesentliche Punkt dabei ist, wichtige Teile des Distributionsprozesses zu automatisieren und einen Prototyp für die Verwaltung von Rechten und Lizenzen zu schaffen.

Unser Prototyp ermöglicht auch die dezentrale Identifizierung von Inhalten und Rechteinhabern mittels einer frei zugänglichen Anwendung, sowie das Versehen von Inhalten mit Zeitstempeln zusammen mit einem Existenznachweis, der auf der Blockchain registriert wird. Der Prototyp ist aus drei Bausteinen zusammengesetzt.

Die drei Bausteine

1 – Das erste Element unseres Prototyps sind die Content Identifier oder Inhalts-Kennungen selbst, zusammen mit einer leicht zu bedienenden Anwendung, um diese IDs zu erzeugen. Der Grundgedanke dahinter ist, dass jeder in der Lage sein wird, diese Anwendung zu benutzen und eigene Kennungen für Inhalte zu erzeugen. Die Kennungen werden aus einer Reihe einfacher Metadaten und dem abgeleitet, was der Inhalt umfasst (Text, Bild, Video, Audio oder eine Mischung daraus). Die Kennungen sind aus verschiedenen Ebenen zusammengesetzt. Einige dieser Ebenen identifizieren den Inhalt, zum Beispiel ein Bild, eindeutig. Die Kennung würde sich ändern, wenn man auch nur einige wenige Pixel des Bildes verändern würde. Andere Ebenen der Kennung sind similarity preserving (gleichheitswahrend) und erlauben es, mehrere Kennungen zu gruppieren. Dies ist zum Beispiel für unterschiedliche Fassungen desselben Inhalts nützlich.

2 – Der zweite Baustein ist das, was wir Smart Licenses, intelligente Lizenzen, nennen. Sie bestehen aus Rechte-Modulen, die von den Creative-Commons-Lizenzen inspiriert wurden. Es handelt sich dabei um verständliche Optionen in Reintext, aus denen Rechteinhaber vor der Distribution eine Auswahl für ihren Inhalt treffen können. Diese Optionen bestimmen, was mit dem Inhalt gemacht werden kann und unter welchen Bedingungen. Um dies auf rechtsgültige Weise zu tun, werden sie mit dem „tatsächlichen“ Lizenztext verknüpft, der sich mittels eines einzigen weiteren Mausklicks anzeigen läßt. Das „Juristenlatein“ würde demnach im Hintergrund bleiben, wäre aber stets vorhanden. Wir entwickeln gegenwärtig solche Rechte-Module für spezifische Anwendungsfälle.

3 – Sowohl die Inhaltskennungen als auch die zugehörigen Lizenzen sind an sich bereits nützlich, der große Vorteil ergibt sich aber daraus, beides zusammen auf einer Blockchain zu veröffentlichen. Dieser Vorgang wird durch den dritten Baustein unseres Projekts integriert. Wir entwickeln ein exemplarisches Transaktionsmodell hinsichtlich der Art und Weise, wie die Kennungen und Lizenzen auf einer Blockchain registriert und gehandelt werden können, im Idealfall mit nur geringem Aufwand seitens der Benutzer. Gegenwärtig ermitteln wir, ob es für den Lizenzhandel besser ist, Lizenz-Token zu verwenden, die sich auf der Blockchain wie eine Währung handeln lassen, oder Smart Contracts, die Lizenzen nach erfolgter Zahlung gewähren.

Die Strategie: offene Entwicklung

Bei unserem Projekt handelt es sich um ein Open-Source-Projekt.

Wir haben uns entschieden, Blockchain-Technologie einzusetzen, weil sie eine dezentrale, offene und zugängliche Infrastruktur bietet. Dies ist sehr nützlich, da es bei der Verbreitung und Nutzung unserer Kennung hilft und Lizenzinformationen an einer Stelle verbreitet, die leicht zu finden ist und auf die jeder zugreifen kann. Der Einsatz eines öffentlichen Blockchain-Protokolls ermöglicht auch Interoperabilität unserer Handelsmodelle mit Anwendungen Dritter. Wir können Ideen und Innovationen austauschen, die auf derselben Blockchain lesen und schreiben.

Wir haben bereits verschiedene Blockchains und deren jeweilige Ökosysteme und Potentiale hinsichtlich unseres Projekts untersucht. Ein wesentliches Problem hierbei ist, die Transaktionskosten niedrig zu halten. Die diesbezüglichen Evaluierungen sind auf unserer Website zu finden.

Die Auswirkungen

Da wir an einer offenen Infrastruktur arbeiten, wachsen die Effekte unseres Projekts letztendlich mit der Anzahl der Menschen, die es einsetzen. Unser Prototyp ermöglicht eine Reihe von Vorteilen und Geschäftsmodellen.

Es gibt die Möglichkeit, Lizenzinformationen zu finden, indem man das öffentliche Blockchain-Register ausliest, oder die Effizienz der eigenen Content-Distribution zu steigern. Auch intern wird die Verwaltung von Inhalten erleichtert. Möglich ist auch, den Erfolg einzelner Nachrichtenmeldungen auf Basis der Transaktionen nachzuverfolgen, die hinsichtlich dieser Meldung getätigt werden.

Wir denken darüber hinaus, dass durch die Vereinfachung des Handels mit Inhalten viele neue Akteure in der Lage sein werden, ihre Inhalte anzubieten oder innovative Geschäftsmodelle zu erstellen, die auf Inhalten anderer basieren.

Und schließlich eröffnet der Einsatz einer Blockchain die Möglichkeit, Inhalte nach dem Empfang weiterzuveräußern und so Umsätze aus Zweit- und Drittverwertung zu generieren. Dies eröffnet neue Erlösquellen für digitale Medien.

Die nächsten Schritte

Momentan sind wir damit beschäftigt, eine Anwendung für die Erzeugung von Kennungen für Textdateien zu programmieren. In den folgenden Monaten wird die Funktionalität zum Erzeugen von IDs für andere Formate wie Bilder entwickelt.

Gleichzeitig arbeiten wir weiter an den Rechte-Modulen für den ersten Prototyp und daran, die richtige Balance zwischen Einfachheit und Benutzbarkeit auf der einen Seite und Zweckmäßigkeit und einem größtmöglichen Nutzen auf der anderen Seite zu finden.

Das Handelsmodell wird auf diese beiden Elemente aufbauen und von den spezifischen Anwendungsfällen abhängen, die es ermöglichen soll. In dieser Hinsicht sind wir stets offen für Anregungen und neue Kooperationen!

Derzeit sind wir mit vielen Vorbereitungen beschäftigt, die Blockchain als Infrastruktur für viele aufregende Möglichkeiten im Verlagswesen nutzbar zu machen. Wir sind bereit, die nächsten Schritte zu gehen und freuen uns über jeden, der mit uns zusammenarbeiten möchte!

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